Ehrung für das „Deutsche Haus“


Städte-AG zeichnet Ensemble am Tor zur Altstadt als Denkmal des Monats aus

Informationen aus unserer Stadt 27. Jahrgang | Nr. 6 | 26. Juni 2019 BN

Das frisch sanierte Ensemble „Zum Deutschen Hause“ ist im Juni als „Denkmal des Monats“ ausgezeichnet worden. Das frisch sanierte Ensemble hat als siebentes Baudenkmal in der Spargelstadt die Plakette der AG Städte mit historischem Stadtkern Brandenburg erhalten.

Nach Jahrzehntelangem Leerstand und dem zunehmenden Verfall der einstigen Traditionsgaststätte mit Kino war Mitte 2017 mit der Sa-nierung des „Deutschen Hauses“ begonnen worden, die Investitionskosten von 4,5 Millionen Euro waren mit 600 000 Euro aus Städtebaumitteln vom Land bezuschusst worden. Das Gebäude, vor allem der Festsaal im hinteren Teil, ist für viele Beelitzer ein Ort, mit dem sie konkrete Erinnerungen verbinden – Hochzeiten, der erste Tanz mit dem späteren Partner oder denkwürdige Vereinsversammlungen. Deshalb – und aufgrund der ex-ponierten Lage am Tor zur Altstadt – hatte die Stadt das Ensemble aus dem Nachlass der letzten Eigentümerin erworben und zur Entwicklung an die Stadtwerke weitergegeben.

„Wir haben eine Verpflichtung gegenüber der Geschichte und den Generationen, die vor uns gewirkt haben“, sagte Bürgermeister Bernhard Knuth. Denn gerade sie hätten viele bleibende Werte für die Stadt und die Einwohner geschaffen. „Aus diesem Grund sollte man mit der historischen Bausubstanz behutsam umgehen, und das ist hier hervorragend gelungen.“ Nicht zuletzt hätten auch die folgenden Generationen einen Anspruch, das Erbe der Stadt zu erfahren – und zu nutzen. Dass das „Deutsche Haus“ eine große Rolle für die Bevölkerung spielt, habe auch er immer wieder erfahren, berichtete Stadtwerke-Geschäftsführer Albrecht Hollopp: „Das große Interesse der Bevölkerung schon während der Bauzeit hat mich sehr gefreut. Ich bin so oft angesprochen worden, wie es voran geht, wann es fertig wird.“ Der Andrang zur Eröffnung am 1. Februar habe dann nochmal eindrucksvoll gezeigt, dass das Haus von den Beelitzern an-genommen wird.

Das Deutsche Haus passe vor allem auch deshalb gut zum Jahresthema der Städte-AG, wie Claudia Mucha aus der Geschäftsstelle in Potsdam unterstrich: „Stadtwärts – zu Gast in der Mark“. „Es geht um Gastfreundschaft und Beherbergung, da passt dieses Objekt hervorragend hinein.“ Seit mittlerweile 20 Jahren werden Gebäude von der Städte-AG ausgezeichnet, „es sind Denkmale, die liebe-voll saniert wurden und welche die Tradition, die in den Städten gelebt hat, noch heute greifbar machen, sie auch für die Zukunft bewahren.“

Die Geschichte des Deut-schen Hauses reicht übrigens bis zu Friedrich II. zurück: Der hatte das Grundstück vor der Altstadt seinerzeit dem Kreisgärtner Schlicht übereignet. Hundert Jahre später wurde unter der Beelitzer Familie Lintow daraus ein florierendes Ausflugslokal. Ab 1911 wurden in dem Großen Saal auch Kinofilme gezeigt. Die Filmvorführungen endeten in den 1930ern. Bis Anfang der 1970er hatte das Haus noch regelmäßig für Feiern geöffnet. Die letzte Eigentümerin und Nachfahrin der Familie Lintow verstarb 2012. Red.
 

Ein Ort für Kunst, Kino, Theater und Genuss


Das einstige „Deutsche Haus“ wird mit den Dresdener Salon-Damen feierlich eröffnet


Am 1./2. Februar startet der sanierte Gebäudekomplex am Tor zur Altstadt in seine neue Epoche

Von Claudia Krause
Informationen aus unserer Stadt 27. Jahrgang | Nr. 1 | 30. Januar 2019 BN


Es ist geschafft: Die einstige Traditionsgaststätte „Deutsches Haus“ am Eingangstor zur Beelitzer Altstadt hat sich vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan gemausert. An der aufgearbeiteten Originaltür an der Berliner Straße prangt wieder die Nummer 18. Die Fassade des alten Gasthauses mit Fremdenzimmern im Obergeschoss strahlt in einem von 1900 nachempfundenen hellen Farbton. Es gilt als Haupthaus des Vierseit-hofes und musste wegen der schlechten Bausubstanz neu errichtet werden. Der daran anschließende Große Saal wurde ebenfalls nach historischen Fotografien rekonstruiert und darf getrost mit seiner original himmelblauen Decke, den sienaroten Wänden, mit goldfarbenen Blumen und silberglänzenden Ranken und Rundbögen über stuckbesetzten Säulenreliefs als Glanzstück bezeichnet werden. Der Saal misst 196 Quadratmeter und hat Platz für etwa 170 Polsterstühle. „Kino, Konzerte und Theaterstücke werden wie einst den Saal zu einem beliebten Treffpunkt machen“, ist sich Bürgermeister Bernard Knuth sicher. Der Verbinder zum ehemaligen Wirtschaftshaus in der Krümmung zur Trebbiner Straße besticht durch seine roten Ziegelsteine und die bodentiefe Fensterfront und macht neugierig auf Mehr. „Und die Beelitzer sind schon richtig heiß“, weiß die Ortsvorsteherin Karin Höpfner. Für sie ist der Saal „ein echter Hammer, unser Prachtstück“. Dabei sei „das Meiste abgängig gewesen“, wie Knuth sagt. Obwohl ausgerechnet der Saal schlimm ausgesehen hat“, sei seine Substanz aber „gut gewesen“.

Der Komplex mit dem historischen Saal, der in Verwaltung der Stadt bleibt und mit separatem Eingangs- und Tresen-Bereich zum Beispiel von Vereinen und Familien gemietet werden kann, wird am 1./2.Februar eingeweiht und erstmals komplett besichtigt werden können. Der offizielle Festakt mit Gästen aus Politik und Wirtschaft sowie Beelitzer Stadtverord-neten erfolgt am 1. Februar um 18.30 Uhr.
Laut Bernhard Knuth haben sich die Brandenburger Minister Katrin Schneider (Infrastruktur) und Jörg Vogelsänger (Landwirtschaft) angemeldet. Mit einem etwa zweistündigen Konzert entführen die Dresdener Salon-Damen die Gäste musika-lisch in die 1920er bis 1950er Jahre – und das Deut-sche Haus in seine neue Etappe. Wegen der begrenzten Platzzahl findet am 2. Februar ab 18.30 Uhr das Konzert nochmals statt. Wer dafür keine Karte ergattern konnte, muss nicht traurig sein. Der Veranstaltungsplan für den Saal wird gerade erstellt und hält sicher für jeden etwas Interessantes übers Jahr bereit.

Schneller als in den großen Saal kommt man gewiss in das Restaurant. Die Gaststätte auf rund 190 Quadratmetern bekam eine Akustikdecke und schallsichere Festverglasung. Wer hier künftig schlemmt, wird nicht vom Straßenlärm an der großen Kreuzung ge-nervt. „Das war absolutes Muss für uns“, sagt Sigrid von der Heiden. Sie ist vom Sanierungsträger Stadtkontor in Potsdam-Babelsberg die zuständige Projektsteuerin für das Deutsche Haus in Beelitz. Nach langer Planungszeit, aber nur anderthalbjähriger Sanierungszeit werden letztlich 4,5 Millionen Euro inklusive Kaufpreis und 615 000 Euro Städte-bauförderung in das Sanierungsprojekt geflossen sein, so von der Heiden. Bauherrin ist die Stadtwerke Beelitz GmbH. Das ausführende Ingenieurbüro war die Paul & Störmer GbR, die bereits an anderen Beelitzer Objekten ihre Handschrift hinter-lassen hat. Die meisten der beteiligten Firmen kamen laut Sigrid von der Heiden aus der Region.

Das moderne Innenleben in dem denkmalgeschützten Ensemble überrascht mit Funktionalität, ästhetisch-dezentem Farbkonzept, einem praktischen Wechsel aus Fliesen- und Parkettboden und kleinen gestalterischen Akzenten in Anlehnung an die alten Zeiten oh-ne kitschig zu wirken. Das Haus steht exemplarisch für die erste Blütezeit des Spargels und deren unmittelbare Verbindung mit dem Touris-mus und dem Kulturellen, die bereits kurz nach der Jahrhundertwende für einen Entwicklungsschub der bis dahin reinen Ackerbürgerstadt gesorgt haben. Angelockt vom Beelitzer Spargel zog es damals viele Menschen aus der Region, aber auch aus Potsdam und Berlin hinaus, um in Gaststätten wie dem Deutschen Haus zu schlemmen. Zugleich sorgte der 1911 eingeweihte Große Saal, in dem bereits damals Stummfilme gezeigt wurden, dafür, dass sich die Bürger der umliegenden ländlichen Orte „stadtwärts“ begaben. Die Bühne im Saal ziert nun wieder ein schwerer roter Samtvorhang mit Bordüre. Schauspieler Herbert Köfer soll bereits begeistert gesagt haben: „So eine schöne, tiefe Bühne ist ideal für kleine Theater.“ Über dem Saal sind Lüftungs- und Bühnen-technik sowie Künstlergarderoben untergebracht. Begeistert zeigt sich auch der Stadtverordnete Winfried Ludwig aus Fichtenwalde: „Wenn man das sieht, weiß man, dass das Geld gut angelegt ist. Schön, dass auch für so etwas För-dergelder fließen.“

Nun kann an die „guten alten Zeiten“ des Deutschen Hau-ses als ein Begegnungsort für Menschen angeknüpft wer-den, die bei kulinarischen und kulturellen Genüssen die Stadt Beelitz erleben oder kennenlernen wollen. Während diese Mischung aus Restaurantbetrieb im Erdgeschoss und Fremdenzimmern im Obergeschoss sowie die Nutzung des großen Saals für Kulturveranstaltungen in etwa dem entspricht, was das Deutsche Haus in Beelitz seit jeher ausmachte, dürfte sich der Wirkungsradius dank guter Erreichbarkeit heutzutage um Einiges vervielfachen.


„Solche Gebäude zu erhalten, bedeutet, die Identität einer Stadt und die Erinnerungen der Beelitzer zu schätzen und zu bewahren“, sagt der Bürgermeister. Denn viele ältere Bürger verbinden viele persönliche Erlebnisse mit dem Gebäude, da dort noch bis in die 1970er Jahre Familienfeiern ausgerichtet wurden.  


Das Deutsche Haus ist nicht nur das letzte der vier prägnanten Eckhäuser an der Beelitzer Hauptkreuzung, das nun wieder neu erstrahlt. Es gehört zugleich zu den letzten kommunalen Gebäuden, die im Auftrag der Stadt seit der Wende saniert worden sind. Im Rahmen der Gesamtstrategie bei der baulichen Stadtentwicklung ist die Sanierung des Deutschen Hauses einer der Schlusspunkte geworden. Im Bereich des Lustgartens ist es die letzte von einst vier dringend sanierungsbedürftigen Ecken, die nun ebenfalls hergerichtet werden konnte. Projektsteuerin Sigrid von der Heiden war immer mit dabei. „Am meisten freut es mich, dass wir alle vier Eck-Projekte im vereinbarten Kosten- und Zeitrahmen hinbekommen haben“, bilanziert die Bauingenieurin nicht ohne Stolz während sie auf dem Balkon eines Appartements steht und auf die Kreuzung hinunter schaut.    ...