Die Entstehung der Stadt Beelitz, erstmals 997 schriftlich erwähnt, erzählt von den unterschiedlichsten Kapiteln der Stadtgeschichte. Heute ist Beelitz durch seinen Spargel und die Heilquellen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Es gilt, das historische Erbe durch Sanierungsmaßnahmen zu erhalten, wiederherzustellen und mögliche Potentiale auszubauen.

Im Oktober 1994 wurde das Sanierungsgebiet (20 ha) förmlich festgelegt. Mit der Ausweisung sollen vor allem folgende Ziele verfolgt werden:

    "Die Sicherung als Wohnstandort, verbunden mit Verbesserungen des Wohnumfeldes."
    "Die Attraktivität und die Funktionsfähigkeit des Altstadtkerns von Beelitz ist u. a. durch die Ansiedlung von Einzelhandels- bzw. Dienstleistungsbetrieben weiter zu stärken."
    "Verkehrsentlastung im Altstadtkern."
    "Erhalten und Gestalten des historischen Stadtbildes."
    "Beteiligung von Bewohnern und Gewerbetreibenden an der Sanierung (Mitspracherecht)."

beelitz.de
 

Der Entwicklungsprozess in Beelitz-Heilstätten nach der Wende beginnt mit Räumung des zentralen Militärhospitals der Westgruppe der sowjetischen Truppen. Die Streitkräfte ziehen die einzige dort stationierte militärische Einheit bereits 1991 ab. Der Prozess der vollständigen Räumung des Militärhospitals in Beelitz-Heilstätten dauert bis 1994.

Auf der Basis erster konzeptioneller Überlegungen der Stadt Beelitz, eines studentischen Städtebau-Wettbewerbs und verschiedener gutachterlicher Untersuchungen (u.a. über Bodenverunreinigungen, Schallschutz, Infrastruktur, Verkehr, Landschaft und Städtebau) entsteht 1995/1996 eine städtebauliche Rahmenplanung für das Gelände. Darin werden die Ziele der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung fixiert, mit den wichtigen Behörden und Institutionen der Landesplanung abgestimmt und am 25. November 1996 vertraglich zwischen der Unternehmensgruppe Roland Ernst als Entwickler und der Stadt Beelitz vereinbart.

Vorgesehen ist die Rekonstruktion des historischen Bestands bei einer gleichzeitigen Erweiterung der baulich nutzbaren Flächen. Im Vergleich zu 1994 ist geplant, die Siedlungsfläche von etwa einem Drittel auf mehr als die Hälfte des rund 200 ha großen Areals zu vergrößern. Ziel ist es, einen neuen Stadtteil Beelitz-Heilstätten mit 2.500 bis 3.000 Einwohner und rund 1.000 Arbeitsplätze zu schaffen.

Auf dieser Grundlage der Rahmenplanung sollen schrittweise einzelne Teilgebiete verbindlich geplant und entwickelt werden. Der erste Bebauungsplan (Nr. 13.1 "Reha-Nord") entsteht bis Januar 1998 für den Bereich der neuen Kliniken. Ab 1997 entsteht hier zunächst aus der 1905 - 1908 errichteten ehemaligen Männer-Lungenheilstätte eine neurologische Rehabilitationsklinik mit therapeutischen Einrichtungen für 160 Betten im Altbau und für 85 Betten im ergänzenden Neubau. Die Freiflächen der Klinik werden auf Basis einer gartenpflegerischen Untersuchung denkmalgerecht rekonstruiert. Der Gesundheitspark und Klinikbereich am Paracelsusring wird Ende 2001 durch die neu errichtete "Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche Beelitz-Heilstätten" erweitert und konsolidiert. Ein Restaurant und ein Hotel-Garni mit Tagungs- und Konferenzräumen runden das Angebot und Erscheinungsbild ab.

Voraussetzung für die Entwicklung in Beelitz-Heilstätten sind umfangreiche technische Erschließungen. So werden entlang der Landesstraße die Haupttrinkwasserleitung und der Schmutzwassersammler neu verlegt. Das bereits bestehende Wasserwerk im Wald nahe der Lungenfachklinik wird umgerüstet und erweitert. Das gesamte Gelände wird an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen und die bisher genutzten Rieselfelder aufgegeben. Eine zweite wesentliche Voraussetzung sind Vorkehrungen gegen Lärmeinwirkungen der Bahnstrecke Dessau - Berlin. Nördlich des Bahnhofs Beelitz-Heilstätten wird zum Schutz der Reha-Kliniken und des Wohnens ein 500 m langer Lärmschutzwall angeschüttet und Lärmschutzwände errichtet.

Zeitgleich zum Umbau der Reha-Klinik erfolgte 1997/98 die Planung für eine erste Wohnnutzung im Gebiet „Am Buchensteg“ (Bebauungsplan Nr. 13.2). Hier werden zehn historische Wohngebäude der ehemaligen Angestellten der Heilstätten mit öffentlichen Fördermitteln saniert. Bis Mitte 2000 entsteht ein Wohngebiet mit rund 40 Einfamilienhäusern. In dem geplanten Zentrum des neuen Stadtteils erfolgt die Sanierung der Gebäudehülle des Heiz- und Maschinenhauses. Das so genannte Heizhaus-Süd wird Eigentum des Landkreises Potsdam-Mittelmark und beherbergt die ältesten noch vor Ort stehenden Anlagen zur gekoppelten Strom - und Wärmeerzeugung in Deutschland. Der am 4. März 1996 gegründete Förderverein Heiz-Kraft-Werk Beelitz-Heilstätten e.V. betreut das technische Denkmal.

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark engagiert sich weiter durch Grundstückserwerb und Neubau des Feuerwehrtechnischen Zentrums, die Ausbildungs-, Schulungs- und Wartungszentrale des Landkreises, die zwischen 1998 und 2002 nördlich der Bahnstrecke entsteht. Kleinere historische Gebäude, wie beispielsweise die ehemaligen Pförtnerhäuser, die Arztvillen oder die Werkstattgebäude werden ab 1998 privat veräußert und saniert.

Im April 1999 tauchen erstmals Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten der Unternehmensgruppe Roland Ernst auf, über die „Der Spiegel“ mit der Schlagzeile „Totaler Einbruch" berichtet. Die starken finanziellen Probleme führen dazu, dass im Frühjahr 2001 ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Unternehmensgruppe und der Beelitz Heilstätten GmbH & Co. KG eröffnet wird. Die Kliniken im Gesundheitspark sowie sonstige private Eigentümer sind vom Konkurs nicht betroffen. Der Insolvenzverwalter und die Banken als Hauptgläubiger versuchen im Laufe des fast achtjährigen Verfahrens die Immobilie an einen neuen Investor zu veräußern.

Für den von Vandalismus und Verfall zunehmend bedrohten Standort ist eine gezielte Vermarktungsstrategie notwendig, die von den Banken als Hauptgläubiger jedoch nicht im notwendigen Umfang umgesetzt wird. Die Stadt Beelitz nimmt im Verlauf des Insolvenzverfahrens die Aufgabe wahr, durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit auf den Standort aufmerksam zu machen und über ein positives Image für das Areal zu werben.

Die Bemühungen der Stadt richten sich einerseits an die Regierungen der Länder Berlin und Brandenburg sowie des Bundes mit dem Ziel, die Heilstätten als möglichen Standort von nachgeordneten Landes- oder Bundesbehörden anzubieten. Es wird erwartet, dass eine denkmalgerechte Zukunft des Standortes vor allem dann möglich werden kann, wenn Nutzungen der öffentlichen Hand realisiert werden könnten. Die zahlreichen Versuche entsprechende Institutionen einzuwerben, bleiben jedoch erfolglos.

Ab 2001 versucht die Stadt Beelitz andererseits schrittweise kulturelle und künstlerische Aktivitäten in Heilstätten zu etablieren. Als Auftakt wird im Heizhaus-Nord die Installation und Performance des irischen Künstlers Michael Timpson "It happened one night" gezeigt. Zum Jubiläum der historischen Anlage folgt im Oktober 2002 die Festveranstaltung ≻100 Jahre Beelitz-Heilstätten≺ mit einer Ausstellung bildender Künstler, dem Medienprojekt zauberberg.org und Musikkonzerten. 2003 wird die EEA, die European Exchange Academy erstmals in Beelitz ins Leben gerufen. Bei dieser vierwöchigen Veranstaltung, die bis 2014 alljährlich von der Stadtverwaltung in Kooperation mit der Gerrit Rietveld Academie Amsterdam organisiert wird, arbeiten rund 40 Kunststudent/innen aus Europa mit Kunstberatern und Gastdozenten vor Ort und präsentieren in einer Schlussausstellung den Prozess und die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Standort und der Situation als angehende Künstler/innen. Die EEA wird trotz des Erfolgs und großen Zuspruch nach 12 Jahren beendet, weil infolge des jahrelangen Leerstands die Bausubstanz des EEA-Gebäudes letztlich eine sichere Veranstaltung nicht mehr ermöglicht.

Ende 2008 wird das Gelände aus der Insolvenz an zwei neue Eigentümergemeinschaften verkauft und die Erwartungen an einen Neubeginn steigen. Der gesamte leer stehende historische Gebäudebestand mit einer Grundstücksfläche von ca. 70 ha geht ins Eigentum einer neuen Entwicklungsgesellschaft über, die umliegenden rund 100 ha großen Waldflächen werden an einen Forstbetreiber veräußert. Trotz neuer Eigentümer ist das Schicksal den Heilstätten nicht wohlgesonnen, denn der Verkauf des historischen Areals fällt zeitlich mit dem Zusammenbruch der Lehman Brothers Investmentbank und der dadurch ausgelösten globalen Finanz- und Bankenkrise zusammen. Die Hoffnungen der neuen Entwicklungsgesellschaft auf eine baldige Vermarktung des Geländes können sich zunächst nicht erfüllen.

Eine kontinuierlich positive Perspektive bieten die Heilstätten seit 1998 in der Entwicklung des Klinikstandortes am Paracelsusring und am Standort des von Egon Eiermann 1942 entworfenen Ausweichkrankenhauses. Die AHG Klinik für Kinder und Jugendliche sowie die Kliniken Beelitz GmbH mit dem Fachkrankenhaus für neurologische Frührehabilitation, der Neurologische Rehabilitationsklinik Beelitz-Heilstätten und dem Neurologische Fachkrankenhaus für Bewegungsstörungen / Parkinson und die Akademie für Sozial- und Gesundheitsberufe stehen für die erfolgreiche Renaissance des Areals als Gesundheitsstandort. Zuletzt wird im Frühjahr 2014 in der für rund 9 Mio. Euro grundlegend sanierten, unter Denkmalschutz stehenden „Eiermann-Klinik“ die neue Parkinsonstation der Kliniken Beelitz GmbH eröffnet.

Die Phase des Stillstands und des weiteren Verfalls der historischen Gebäude setzt sich zunächst wegen fehlendem Wachschutz und Sicherung, illegaler Inbesitznahme und extrem steigendem Vandalismus unvermindert über mehrere Jahre fort. Erst seit 2015 scheint dieser Zustand überwunden. Abhilfe schafft zunächst eine der vielen legalen Filmproduktionen auf dem Gelände, die über ein Dreivierteljahr hinweg das Teilgebiet am Zentralbad systematisch gegen die Öffentlichkeit abschottet und seitdem kontinuierlich durch einen Wachschutz gesichert ist.

Ein wichtiger und lange vermisster Entwicklungsschub ergibt sich auf rund einem Viertel des Geländes aus dem Projekt des Baumkronenpfads „Baum und Zeit“. Auf Basis eines neuen Bebauungsplans wird ab Mitte 2015 der erste Bauabschnitt eines in ca. 20 m über dem Gelände verlaufenden Baumkronenpfads realisiert. Der barrierefreie Pfad wird über den rund 40 m hohen Aussichtsturm mit Aufzug erreicht. Der zunächst ca. 320 m lange erste Abschnitt führt zum Gebäude der seit dem 2. Weltkrieg verwaisten Ruine. Diese wird mit einer 27 m langen Brücke überquert und bietet spektakuläre Blicke auf den im Dachgeschoss über Jahrzehnte entstandenen Wald. Informationen zur Geschichte der Heilstätten und ihrer Architektur, Erläuterungen zu den vom Pfad sichtbaren Baumarten und Besonderheiten sowie Führungen über das Gelände und in den Häusern runden das Angebot von „Baum und Zeit“ ab. Mittelfristig ist die Erweiterung des Pfads bis zu einer Länge von 900 Metern und die Sanierung und Aktivierung aller historischen Gebäude beabsichtigt. Die bereits wiederhergestellten, als Eingang und Kasse genutzten ehemaligen Liegehallen lassen die Eleganz der rekonstruierten Anlage wieder erkennen.

Aktuell läuft die Rekonstruktion eines weiteren wichtigen Denkmalbereichs der Heilstätten. Im sogenannten Quadranten D entsteht aus den Gebäuden des ehemaligen Frauen-Sanatoriums, der Küche und Waschküche das „Refugium Beelitz“, ein Wohnprojekt als „Creative Village“, bei dem auf 5.500 qm Nutzfläche 46 kernsanierte Atelierwohnungen als Eigentum oder zur Miete für Designer, Schriftsteller, Journalisten, Architekten, Fotografen, Musiker, Komponisten, Modeschöpfer und andere Kreativschaffende angeboten werden. Die Fertigstellung der ersten 3- 4 Zimmer-Wohnungen mit unorthodoxen Zuschnitten und Proportionen ist für das Frühjahr 2017 vorgesehen.

Die durch private Investoren getragene Wiederbelebung erfährt in 2017 und 2018 eine zusätzliche Aufwertung durch eine grundhafte Sanierung und denkmalgerechte Gestaltung der die Heilstätten querenden Landesstraße. Ab Frühjahr 2017 investieren das Land Brandenburg und die Stadt Beelitz rund 3,2 Mio. Euro in den Neubau der Straße nach Fichtenwalde, die dann mit Gehwegen zu beiden Seiten, mit durchgehender Beleuchtung, mit neu zu pflanzenden Baumreihen und mit besonderer Betonung der historischen Kreisplätzen den öffentlichen Raum der Beelitzer Heilstätten neu präsentieren wird.

(Stand Juni 2016)                  

beelitz.de